Hintergrund
Pestizide, Düngemittel, Abgase, Feinstaub, Asbest, Formaldehyd, Weichmacher, PFAS, Lösungsmittel … Die Liste an Schadstoffen, denen wir täglich ausgesetzt sind, ist lang. Selbst mit größter Vorsicht ist es in der modernen Welt von heute so gut wie unmöglich, ein Leben frei von Schadstoffen zu führen. Es passiert immer wieder, dass Produkte jahrzehntelang verwendet werden, bevor eine mögliche gesundheitsschädliche Wirkung erkannt wird und Regulierungsmaßnahmen greifen können. Die Kontrolle und Regulierung von importierten Produkten ist sogar noch schwieriger.
Viele wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass direkter Kontakt mit Umweltgiften zu schweren gesundheitlichen Schäden führen kann. Doch wie wirkt sich unsere Schadstoffbelastung heute auf die Gesundheit unserer Kinder und Enkel aus?
In Tieren können Schadstoffbelastungen zu epigenetischen Veränderungen in Spermien führen. Dadurch können Gesundheitsschäden wie Unfruchtbarkeit, Stoffwechselstörungen und neurologische Veränderungen an nachfolgende Generationen vererbt werden.
Was bedeutet „epigenetisch“?
Unsere Erbinformation oder DNA (Desoxyribonukleinsäure) kann man sich als Aneinanderreihung von vier Buchstaben (A, T, G, C) vorstellen. Die genaue Reihenfolge der Buchstaben bestimmt, wie sich ein Lebewesen entwickelt und regelt alle wichtigen Körperfunktionen im Laufe eines Lebens. Man spricht von genetischer Information. Neben der genetischen Information enthält unsere DNA auch epigenetische Informationen. Die epigenetische Information beeinflusst wie häufig die Buchstaben abgelesen werden, ohne die Reihenfolge der Buchstaben selbst zu verändern.
Ob dies auch im Menschen vorkommen kann, ist bislang jedoch kaum erforscht. Wir wissen weder welche potenziell vererbbaren epigenetischen Markierungen in der DNA menschlicher Spermien vorliegen, noch wie sich Umwelteinflüsse generationsübergreifend auf das Immunsystem und auf damit verbundene Gesundheitsschäden wie Infektionen, Autoimmunerkrankungen und Krebs auswirken.
Warum ist das so?
Um zu untersuchen, welche vererbbaren epigenetischen Markierungen in der DNA menschlicher Spermien auftreten, braucht es vor allem eines: Sperma.
Sperma ist ein kostbares Gut. Es kann nicht künstlich hergestellt werden. Es braucht Männer, die sich bereit erklären Sperma zu spenden, damit es erforscht werden kann.
Sperma wird hauptsächlich von zwei Bevölkerungsgruppen abgegeben: Sehr fertile Männer stellen ihre Spermien Samenbanken zur Verfügung, um anderen Menschen einen Kinderwunsch zu erfüllen. Männer mit reduzierter Fertilität hingegen lassen ihr Sperma ärztlich untersuchen, oft aufgrund eines bislang unerfüllten Kinderwunsches. Am häufigsten wird also Sperma von zwei sehr unterschiedlichen Extremen untersucht und Schlussfolgerungen über die breite Bevölkerung sind schwierig zu treffen.
Sperma ist empfindlich. Sobald es den Körper verlässt muss es zügig weiter gehen, sonst sterben die Spermien innerhalb weniger Stunden ab. Es braucht eine gute Logistik, um Sperma vom Spender ins Labor zu bringen.
Das Thema Sperma ist schambehaftet. Darüber zu sprechen ist gesellschaftlich nicht immer akzeptiert. Danach zu fragen, noch weniger.
Mit Ihrer Hilfe wollen wir das ändern!
Wer kann an der Studie teilnehmen?
Sie können an der KOMM! Studie teilnehmen, wenn Sie
- zum Zeitpunkt der Rekrutierung mindestens 18 Jahre alt sind
- sprachlich und inhaltlich die Anforderungen der Studie verstehen
- bereit sind eine Blutprobe und eine Spermaprobe abzugeben sowie einen Fragebogen auszufüllen
KOMM!
Hilf mit
Die KOMM! Studie startet im Januar!
Schreiben Sie gerne eine E-Mail an komm@ukbonn.de und wir informieren Sie sobald es los geht!
Wie läuft die Studie ab?
- Wenn Sie Interesse haben, an unserer Studie teilzunehmen, lesen Sie sich bitte die Teilnehmerinformation sorgfältig durch. Im Anschluss können Sie sich online registrieren und einen Termin vereinbaren.
- Zu Ihrem Termin kommen Sie ins Studienzentrum am Uniklinikum Bonn, Venusberg-Campus 1, 53127 Bonn.
- In einem persönlichen Gespräch beantworten wir gerne alle offenen Fragen.
- Im Anschluss haben Sie die Möglichkeit Ihre Spermaprobe in den Räumlichkeiten des Studienzentrum abzugeben. Alternativ können Sie Ihre Spermaprobe auch zu Hause auffangen. Bitte beachten Sie jedoch, dass uns die Probe innerhalb von einer Stunde erreicht und dabei ununterbrochen auf Körpertemperatur gehalten wird. Sie können den Becher zum Beispiel nahe am Körper unter Ihrem Oberteil transportieren. Unabhängig davon ob Sie Ihre Spermaprobe vor Ort oder zu Hause sammeln möchten, muss eine Karenzzeit von 2-7 Tagen eingehalten werden. Das bedeutet, die letzte Ejakulation sollte nicht kürzer als zwei Tage und nicht länger als sieben Tage zuvor gewesen sein.
- Mit Ihrem Einverständnis wird Ihnen dann durch qualifiziertes medizinisches Personal eine Blutprobe entnommen. Sie erhalten außerdem einen Fragebogen, den Sie vor Ort mit unserer Hilfe oder zu Hause ausfüllen können.
- Nach Erfüllung des gesamten Studienprotokolls, das heißt der Abgabe einer Blutprobe und einer Spermaprobe sowie einem ausgefüllten Fragebogen, erhalten Sie eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro.
Welchen Nutzen haben Sie?
- Durch Ihre Teilnahme tragen Sie aktiv dazu bei, generationsübergreifende Folgen von Umwelteinflüssen zu identifizieren.
- Langfristig kann dies zur Entwicklung neuer Therapieansätze für immunologische Erkrankungen beitragen.
- Außerdem besteht die Möglichkeit, dass verbesserte Regulierungsmaßnahmen zur Vermeidung negativer Umwelteinflüsse und zum Schutz der Bevölkerung etabliert werden.
- Sie persönlich können außerdem Informationen über die Qualität Ihrer Spermien und über Ihre Abstammung erhalten, wenn Sie dies wünschen.