Leben in einer gesunden Umwelt ohne Gifte.
Umweltgifte sind ein fester Bestandteil unseres alltäglichen Lebens: Als Schadstoffe in der Luft, die wir atmen, als Rückstände von Pestiziden und Düngemitteln in unserer Nahrung oder als lösliche Bestandteile in Wasserflaschen und Verpackungen aus Plastik. Ob wir wollen oder nicht, wir sind Schadstoffen permanent ausgesetzt.
Und obwohl Beschränkungen und Vorschriften darauf abzielen, uns vor Umweltgiften zu schützen, erfolgt die Umsetzung oft mit großer Verzögerung. Außerdem können Regulierungsmaßnahmen von Land zu Land erheblich variieren, so dass die Schadstoffbelastung in importierten Gütern heute ein erhebliches Problem darstellt.
Es ist wirklich schwer vorstellbar, aber die mit der Belastung durch Umweltgifte verbundenen sozioökonomischen Kosten belaufen sich auf über 10 % des globalen Bruttoinlandsprodukts [1]!
Und das ist erst die Spitze des Eisberges. Direkter Kontakt mit Umweltgiften hat nicht nur gesundheitliche Folgen für Menschen, die dem Schadstoff direkt ausgesetzt sind. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass über abnormale epigenetische Veränderungen in Keimzellen (Spermien und Eizellen) Gesundheitsschäden wie Unfruchtbarkeit, Stoffwechselstörungen und neurologische Veränderungen auch in nachfolgenden Generationen auftreten können [2, 3]. Besonders besorgniserregend ist die dramatische Verschlechterung der menschlichen Spermienqualität in den letzten 50 Jahren, die mit einer steigenden Belastung durch Umweltgifte in Verbindung gebracht wird [4].
Es gibt bereits zahlreiche Erkenntnisse zu vererbbaren, epigenetischen Veränderungen infolge von Umwelteinflüssen. Dennoch sind generationsübergreifende Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf das Immunsystem und damit verbundene Gesundheitsschäden wie Infektionen, Autoimmunerkrankungen und Krebs bis heute kaum erforscht.
Ist es möglich, dass das vermehrte Auftreten von immunvermittelten Krankheiten wie Diabetes Typ 1, Asthma, Allergien, Ekzeme usw. auf Umwelteinflüsse zurückzuführen ist, denen unsere Eltern und Großeltern ausgesetzt waren?
Und vielleicht noch wichtiger: Ist es möglich, dass die Umwelt, in der wir heute leben, bei unseren Kindern und Enkeln Immunerkrankungen hervorrufen wird?
Dies sind die Fragen, die unsere Forschung antreiben. Unser Ziel ist es, herauszufinden, wie Umweltgifte das Immunsystem über Generationen hinweg verändern. Mit diesem Wissen wollen wir helfen, Immunstörungen zu verstehen und zu behandeln. Dies ist unser Beitrag zu den globalen Bemühungen, Leben in einer gesunden Umwelt ohne Gifte zu ermöglichen.
Epigenetik – Das Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen. Epigenetische Markierungen beeinflussen wann ein Gen angeschaltet wird und wann es wieder stumm geschaltet wird.
[1] Grandjean, P. and M. Bellanger, Calculation of the disease burden associated with environmental chemical exposures: application of toxicological information in health economic estimation. Environ Health, 2017. 16(1): p. 123.
[2] Perez, M.F. and B. Lehner, Intergenerational and transgenerational epigenetic inheritance in animals. Nat Cell Biol, 2019. 21(2): p. 143-151.
[3] Skinner, M.K., Environmental epigenetic transgenerational inheritance and somatic epigenetic mitotic stability. Epigenetics, 2011. 6(7): p. 838-42.
[4] Levine, H., et al., Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis. Hum Reprod Update, 2017. 23(6): p. 646-659.